Plädoyer für Monochrome Fotografie

 

Als mich Barbara bat ein paar erläuternde Worte zu meiner Fotoauswahl zu schreiben, habe ich mich nach kurzem Überlegen entschieden ein persönliches Plädoyer für monochrome Fotografie, einen Erklärungsversuch für meine ausgeprägte Vorliebe dafür zu wagen.

 

Als Kind erhielt ich von meinen Eltern eine eigene Agfa Click, natürlich mit Schwarz-Weiß- Rollfilmen im Format 6x6. Abzüge wurden im hauseigenen Labor gemacht. Das hat meine Welt der Fotografie, meine Sehgewohnheiten früh geprägt. Mir gefällt der Begriff der Monochromen Fotografie an Stelle von Schwarz-Weiß-Fotografie besser, weil letzterer die wichtigen Grautöne auszuschließen scheint. Ein paar der hier veröffentlichten Fotos stammen aus einem Workshop mit dem Londoner Fotografen Arteh Odjidja zum Thema Monochrome Street Portrait. Mich reizt schon immer Menschen ungestellt, möglichst lebensnah zu porträtieren. Zunehmend faszinieren mich allerdings auch die Ausstrahlung von Orten und deren Details.

 

Anders als die Farbfotografie, die die optische Wirklichkeit weitgehend realistisch abbilden kann, transformiert die monochrome Fotografie diese bereits durch den Akt der Aufnahme, verändert die Realität und erzeugt eine mir vertraute Kunstform und Ästhetik. Die Nachbearbeitung im Sinne einer künstlerischen Verfremdung des Motivs im Labor oder mittels einer Software reizt mich nur bedingt. Ich hoffe vor allem den richtigen Augenblick und Ausschnitt einer Szene, ihre subjektiv empfundene Stimmung zu dokumentieren.

 

In der analogen Fotografie musste bereits durch die Auswahl des Films entschieden werden ob farbige oder monochrome Bilder entstehen sollen. In der jetzt vorherrschenden digitalen Welt bieten fast alle Kameras wie auch die Bildbearbeitungsprogramme die nachträgliche Möglichkeit an mit einem Click aus dem farbigen Datensatz ein monochromes Foto entstehen zu lassen. Erstaunlich warum Leica mit einer Version der Q2 vor diesem Hintergrund eine auch in vieler Hinsicht sehr spezielle Digitalkamera auf den Markt gebracht hat, mit der ausschließlich monochrome Aufnahmen entstehen. Ist das nicht ein Rückschritt? Nicht diese Kamera, aber die womöglich dahinterstehende abstrakte Idee einer Rückkehr zu den Wurzeln hat mich fasziniert. Back to the roots…